#AgriChallenges

Aus Liebe zum Mähdrusch

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Aus Liebe zum Mähdrusch

Die Bedeutung von Stroh nimmt zu: Als Energiequelle, als Baustoff, als Wertstoff. Gleichzeitig werden die Erntefenster immer kürzer, insbesondere das Erntejahr 2023 hat Mähdrescher vor die Herausforderung von zunehmend grünem Stroh gestellt. Hier punkten bekanntlich Hybridmähdrescher. Geht das zulasten der Strohqualität? Das hat für CLAAS Rabea Renner an der CLAAS Academy im Rahmen ihrer Bachelorarbeit untersucht – mit überraschendem Ergebnis. Ein Porträt. 

Rabea hat ihre Leidenschaft zum Mähdrusch in wissenschaftliche Erkenntnisse verwandelt. In ihrer Bachelorarbeit hat sie bewiesen, dass der ausgewählte Hybridmähdrescher eine vergleichbare Strohqualität abliefern wie die betrachtete Schüttlermaschine. 

Doch selbst diese Erkenntnis wäre fast am Stroh gescheitert: Im Juni waren Klausuren und Rabea musste am Schreibtisch sitzen, während draußen der Mähdrescher rumfuhr. „Da haben ihr die Finger gekribbelt, da wäre sie lieber selbst gefahren“, erzählt ihr Betreuer Klaus Schäfer, Mähdrescher-Trainer an der CLAAS Academy.

Ein halbes Jahr hat er die Studie betreut, die Rabea an der Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, eingereicht hat. Titel der Arbeit, in wissenschaftlicher Ausführlichkeit: „Untersuchung der Strohstruktur bei Langstroh in Abhängigkeit zweier unterschiedlicher Mähdruschsysteme in verschiedenen Getreidearten und zu unterschiedlichen Erntezeitpunkten“. Kurze Zusammenfassung, in den Worten der 24-Jährigen: „Die Strohqualität wird von den untersuchten unterschiedlichen Mähdruschsystemen nicht negativ beeinflusst“.

Stroh in wissenschaftlich guter Qualität

In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und der zunehmend knapper werdenden Ressourcen gewinnt ein effizientes Strohmanagement dabei stetig an Bedeutung. Stroh, als eine nachwachsende Ressource, findet dabei Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen: von der Tierhaltung über die Energiegewinnung bis hin zur Produktion nachhaltiger Baumaterialien.

Noch immer halte sich der Irrglaube, nur Schüttlermaschinen würden gutes Stroh auswerfen, weil diese das Stroh schütteln und weniger mechanisch beanspruchen. „Die Menschen sehen schönes, kastenförmiges Stroh und denken an eine hohe Strohqualität“, erklärt Rabea. Ein Hybridmähdrescher zieht das Stroh hingegen durch den Rotor und wirft es kompakter zusammen. Aber ist es dadurch schlechter?

„Rabea musste dafür zuerst definieren, wodurch sich quantitativ hochwertiges Stroh wissenschaftlich charakterisiert“, erklärt ihr Betreuer Schäfer. Da je nach Nutzung Stroh nicht gleich Stroh ist, kommt es auf die wirtschaftliche Verwertbarkeit an. Sprich: Kann das Stroh von einer Presse aufgenommen werden? 

Studien-Settings in zwei Bundesländern

In verschiedenen Versuchsreihen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen wurden für Rabeas Studie Gerste und Weizen gemäht und gedroschen – mit einem Hybridmähdrescher und mit einer Schüttlermaschine. „Das Stroh wurde gepresst und gewogen, außerdem haben wir mit Strohschalen Proben entnommen, um die Strohfragmentierung zu messen“, so die Absolventin. Die Ergebnisse der untersuchten Mähdruschsysteme lesen sich detailliert auf 83 Seiten, das wichtige aber steht ganz am Ende der Studie: „Abschließend kann zusammengefasst werden, dass das Hybridsystem bei der Langstrohqualität quantitativ und qualitativ auf Augenhöhe mit dem untersuchten Schüttlersystem“ ist, heißt es. Note: sehr gut.

Auf Augenhöhe beim Stroh, Längen voraus beim Rest

Auf dem elterlichen Hof fährt die 24-Jährige immer noch eine konventionelle Schüttlermaschine. „Aber eigentlich hätten wir lieber einen Hybridmähdrescher gehabt, bei dem Wetter im letzten Jahr“, erzählt sie über die Ernte 2023.

„Die sind viel flexibler im Einsatz und erzielen einen höheren Durchsatz.“ Neben der höheren Ernteeffizienz durch schnellere Verarbeitung größerer Mengen an Erntegut zeichnen sich die Hybridmähdrescher zudem durch eine gute Kornqualität mit weniger Beschädigungen, geringeren Verlusten durch effizientere Trennung – und eine höhere Energieeffizienz aus: „Das Ernten einer Tonne Weizen kostet mit Hybridmähdrescher weniger als 1,5 Liter Diesel“, rechnet Mähdrescher-Trainer Klaus Schäfer vor. 

Unbezahlbar für Rabea Renner ist noch immer der eine Moment im Sommer, an dem sie mit dem Mähdrescher nach einem langen Tag die letzte Bahn fährt. Dann ist kurz egal, wie genau das Stroh abgeliefert wird, ob geschüttelt oder rotiert. „Die letzte Bahn, bevor die Sonne untergeht“, sagt Rabea und ihre Augen blitzen kurz auf.